Die Bedeutung der Patientenquittung bei der BU-Versicherung
Bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist es möglich, die Patientenquittung von der Krankenkasse einzuholen.
Sie kann Antragstellern helfen, ihre Gesundheitshistorie genau zu überprüfen und somit Fehler bei den Gesundheitsangaben zu vermeiden.
Was ist eine Patientenquittung?
Eine Patientenquittung ist eine detaillierte Übersicht über die von Ärzten, Krankenhäusern und anderen Leistungserbringern abgerechneten medizinischen Leistungen. Sie enthält in der Regel folgende Informationen:
- Abgerechnete Behandlungen und Medikamente
- Arbeitsunfähigkeitszeiten
- Krankenhausaufenthalte
- Diagnosen mit ICD-10-Codes
Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch darauf, diese Übersicht von ihrer Krankenkasse zu erhalten.
Relevanz für die BU-Beantragung
Bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung müssen umfangreiche Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantwortet werden.
Hier geht es darum, der vorvertraglichen Anzeigepflicht nachzukommen (siehe Artikel dazu).
Die Patientenquittung kann dabei in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein:
- Vollständigkeit sicherstellen: Sie gibt einen umfassenden Überblick über alle abgerechneten Behandlungen und Diagnosen.
- Abrechnungsdiagnosen aufdecken: Manchmal werden Diagnosen aus Abrechnungsgründen verwendet, die nicht der tatsächlichen Erkrankung entsprechen.
- Erinnerungsstütze: Sie hilft, sich an zurückliegende Behandlungen und Diagnosen zu erinnern.
Vor- und Nachteile der Patientenquittung
Vorteile:
- Erhöhte Sicherheit bei der Antragstellung
- Möglichkeit, Unstimmigkeiten vorab zu klären
- Beschleunigung eines möglichen späteren Leistungsfalls
Nachteile:
- Zeitaufwand für die Beschaffung und Auswertung
- Mögliche Verunsicherung durch unbekannte Diagnosen
- Nicht immer vollständig oder aktuell (oft fehlen die letzten 1-3 Quartale)
Ist die Einsicht in die Patientenquittung Pflicht?
Es besteht keine rechtliche Verpflichtung, vor Antragstellung die Patientenquittung einzusehen. Das Gesetz verlangt lediglich eine "zumutbare Anstrengung des Gedächtnisses". Dennoch kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein:
- Bei komplexer Krankengeschichte
- Bei Unsicherheiten bezüglich früherer Diagnosen
- Zur Absicherung bei hohen Versicherungssummen
Umgang mit der Patientenquittung
- Anfordern: Bei der Krankenkasse oder über Online-Portale.
- Prüfen: Auf Unstimmigkeiten und unbekannte Diagnosen achten.
- Klären: Bei Unklarheiten Rücksprache mit behandelnden Ärzten halten.
- Dokumentieren: Erklärungen zu auffälligen Einträgen notieren.
- Beraten lassen: Im Rahmen der Beratung und Risikovoranfrage sprechen wir über die Ergebnisse! Niemals allein vorgehen!
Warum die Patientenquittung auf keinen Fall einfach beim Versicherer eingereicht werden darf
Es gibt mehrere Gründe, warum es nicht ausreicht, die Patientenquittung einfach beim Versicherer einzureichen:
- Unvollständige Informationen: Die Patientenquittung enthält oft nicht alle relevanten medizinischen Details, die für eine umfassende Risikobeurteilung durch den Versicherer notwendig sind.
- Interpretationsbedarf: Medizinische Fachbegriffe und Diagnosen in der Patientenquittung können für Laien schwer verständlich sein. Der Versicherer erwartet vom Antragsteller eine verständliche Darstellung seiner Gesundheitshistorie.
- Erhöhte Sorgfaltspflicht: Durch Einsicht in die Patientenquittung erhöht sich die Verantwortung des Antragstellers, alle dort enthaltenen Informationen korrekt anzugeben. Dies kann bei Fehlern oder Missverständnissen zu Problemen führen.
- Mögliche Falscheinträge: In Patientenquittungen können Abrechnungsdiagnosen oder Fehleinträge vorkommen, die nicht der tatsächlichen Krankengeschichte entsprechen. Diese müssten vom Antragsteller erklärt oder richtiggestellt werden.
- Rechtliche Aspekte: Der Versicherer erwartet vom Antragsteller eine eigenständige und wahrheitsgemäße Beantwortung der Gesundheitsfragen, nicht nur die Weiterleitung von Dokumenten.
- Datenschutz: Die Patientenquittung kann sensible Informationen enthalten, die für die Risikoprüfung nicht relevant sind. Eine gezielte Beantwortung der Fragen schützt die Privatsphäre des Antragstellers besser.
Stattdessen sollte die Patientenquittung als Hilfsmittel genutzt werden, um die Gesundheitsfragen im Antrag möglichst genau und vollständig zu beantworten. Bei Unklarheiten oder Widersprüchen ist es ratsam, diese vorab mit dem behandelnden Arzt zu klären und gegebenenfalls zusätzliche Erklärungen oder Atteste beizufügen.
Risiko Patientenquittung
Wenn du deine Patientenakte einsiehst, übernimmst du gleichzeitig mehr Verantwortung für deine Angaben. Du musst dann jeden Arztbesuch und jede Diagnose im ICD-10-System genau unter die Lupe nehmen. Es liegt an dir zu prüfen, ob die Diagnosen tatsächlich zutreffend waren und welche genauen Befunde der Arzt festgestellt hat.
Durch deine detaillierten Angaben nimmst du dem Versicherer einen Teil seiner Nachfragepflicht ab. Das kann ein zweischneidiges Schwert sein.
Stell dir vor, du warst wegen Magenproblemen ein paar Mal beim Arzt und fühltest dich nach einer kurzen Behandlung wieder fit. Früher hätte diese grobe Beschreibung vielleicht gereicht. Jetzt wird von dir erwartet, dass du alle verfügbaren Informationen minutiös aufführst.
Passiert dir bei diesen ausführlichen Angaben ein Fehler, könnte das im Ernstfall Probleme bereiten. Denn nach Einsicht in deine Akte wird von dir ein höherer Kenntnisstand erwartet.
So kann sich der gut gemeinte Blick in die Patientenakte unter Umständen als Nachteil erweisen. Es ist wichtig, dass du dir dieser zusätzlichen Verantwortung bewusst bist, bevor du dich für diesen Schritt entscheidest.
Hier gilt wieder: nicht auf eigene Faust versuchen, damit zu arbeiten. Durch unsere professionelle Beratung und Aufarbeitung der Gesundheitshistorie werden gravierende Fehler vermieden.
Fazit
Die Einsicht in die Patientenquittung vor Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist keine Pflicht, kann aber in vielen Fällen sinnvoll sein. Sie erhöht die Sicherheit bei der Antragstellung und kann spätere Probleme im Leistungsfall vermeiden. Allerdings sollte man sich des Aufwands und möglicher Verunsicherungen bewusst sein.
